West Coast

Schon die Nacht ist kalt, wenn ich aus dem Fenster schaue, ist es stockdunkel. Keine Sterne und auch kein Mond, das konnte nichts gutes verheißen. Auf einen schönen Abend und Sonnenschein, muß leider auch mal Regen folgen. Ausgerechnet jetzt, den alle Aktivitäten und Sehenswürdigkeiten liegen im freien. Gut Neuseeland, Landschaften und Natur, alles liegt draußen, 1-2 Optionen in der Stadt hätte ich.

Von Jack´s Gasthof nach Punakaiki, folgt man der Great Coast Road. Der wunderschöne Abschnitt des SH6 bietet tolle Ausblicke, doch seine berühmtesten Attraktionen sind die geologisch faszinierenden Pancake Rocks im Paparoa National Park.

Durch den Prozess der Schichtverwitterung, hat der Dolomite-Point-Kalkstein die Form von dicken Pfannkuchenstapeln angenommen. Bei Flut strömt das Meer in Aushölungen hinein und schießt dann mit brüllendem Lärm aus Spritzlöchern ins Freie. Wenn man das Phänomen an einem stürmischen und regnerischen Tag beobachtet wie ich, begreift man, wie ausgeliefert der Mensch der Natur ist. Ein leichter 15-Minütiger Rundkurs führt vom Highway hinaus zu den Felsen.

Ganz lustig zu erwähnen ist, das angrenzende Informationszentrum, welches kostenloses WIFI bietet. Denn allgemein in der Region, ist der Handyempfang sehr schlecht, das man jede Menge Leute trifft, die ringsherum am Handy hängen. Ich dazu mit Tablet um ein weiteren Blog hochzuladen.

Auf halber Strecke am West Coast Highway liegt Greymouth. Hier besuche ich Shantytown. Eine Goldgräberstadt der 1860er-Jahre originalgetreu wieder zum Leben erweckt - touristisch, mit Dampflok Fahrt und dem Nachbau von Post, Pub und Rosie´s House Café. Als weitere Attraktionen gibt es die Möglichkeit Gold zu waschen, ein Sägewerk, Krankenhaus sowie das Chinesische Viertel. Zu guter letzt eine zehnminütige holografische Filmvorführung im Princess Theater. Perfekt für einen nicht so schönen Tag.

Weiter geht es nach Westland, Hokitika. Die Stadt ist berühmt für ihre Jade und Hochburg des Grünstein, der neben vielen anderen Kunstrichtungen sowie Handwerkskünsten um Aufmerksamkeit buhlt. Am wind umtosenden Strand steht aus Holz Buchstaben geformt, der Name der Stadt. Der Sunset Point ist perfekt um eine Runde Fish & Chips zu genießen, bevor ich mich aufmache zu meinen Hauptziel der West Coast.

Der Tai Poutini National Park, liegt weitere 140 km Richtung Süden. Keinen würde diese Bezeichnung viel sagen, bis man hinzufügt das hier Franz Josef und Fox Village liegen.
Die Highlights sind natürlich die beiden Gletscher. Nirgendwo sonst auf diesem Breitengrad reichen diese so nah ans Meer. Im wesentlichen verdanken sie ihre erstaunliche Entstehung dem ausgiebigen Niederschlag. Der Schnee, der auf die ausgedienten Gebirge fällt, gefriert in 20 m tiefe zu klarem Eis und rutsch dann die steilen Täler hinunter. Daher es die Nacht durchregnet und am Ende sogar noch der Strom ausfällt, so das ich nicht mal die Hot Pools benutzen kann, bin ich leicht frustriert. Doch gegen Naturgewalten und Wetter kann man nun mal nichts machen.

Der Weg und das Tal alleine schon auf dem Weg zum Franz Josef Glacier, sind unglaublich beeindruckend. Fast noch mehr als dieser selbst, denn erschreckender Weise, ist nicht mehr so viel davon übrig. Solltet ihr also Planen nach Neuseeland zu fliegen und auch noch was davon sehen zu wollen, dann kommt bald. Beide Gletschertore sind durch Seile abgesperrt, um zu verhindern das Menschen durch Eisbrüche und Gletscherflüsse in Gefahr geraten. Schon allein wie ich mit Regenschirm bewaffnet den Weg entlang stapfe, gibt ein interessantes Bild.

Der Fox Glacier am nächsten Tag ist aufgrund der Regenfälle, dann in einem kürzeren Weg zu erreichen, dafür kam man aber auch nicht so nahe hin.

Mein Reisegott meldet sich dazu zurück und beschert mir an dem Tag doch einigermaßen gutes Wetter. So das ich noch einen kurzen Busch Walk, inklusive Swing Bridge und weiterem Aussichtspunkt machen kann.

Danach weiter zum Lake Matheson ,einem ¨Spiegelsee¨ von dem aus Postkarten Fotos zu schießen wären, würden nicht schon wieder die Wolken so tief hängen. Letztendlich hab ich mir dann eine passende Postkarte doch gekauft.

Von einem Erlebnis will ich noch berichten, das ich am Abend vor der Weiterfahrt zum Ende der West Coast (120 km, 2 Fahrstunden) bis Haast, unternommen habe. Eines von dem es wohl auch leider keine Bilder geben wird. Entlang des Te Weheka Walkway, von der Hauptstraße aus, gibt es einen Rundweg durch einen kleinen Wald, der nach 22 Uhr sich in ein Meer aus Lichtern verwandelt. Hunderte von Glühwürmchen erklimmen, entlang Bäumen, Erdhügeln und umgekippter Baumstämme. Das sieht schon echt wunderschön aus.
Genauso schlecht lassen sich auch Sternenhimmel, Luft/Wind und Meeresrauschen festhalten. Das wird für immer nur in meinen Erinnerungen bleiben.

Vom Nights Point Lookout werfe ich dann nochmal einen Blick zurück, bevor es ins Landesinnere dem Haast Pass Highway geht. Wenn das Wetter etwas besser gewesen wäre, hätte es hier schon noch mehr zu berichten gegeben. Heli Flight, Skydiving, Heli Hiking usw. - an Aktionsreichen Angeboten mangelte es hier sicher nicht.

Die frühen Maori, die diese Route zwischen Zentral Otago und der Westküste auf der Suche nach Land überquerten, nannten die Strecke ¨Klarer Pfad¨. Die erste Gruppe von Europäern, die 1863 diese bereisten, wurden vermutlich von dem Deutschen Geologen Julius von Haast angeführt. Daher der Name der Stadt und des Passes. Dies war eine beachtliche Leistung, wurde doch aufgrund des schwierigen Terrains, der Haast Past Highway erst 1965 eröffnet. 

Je weiter man fährt, umso schmaler wird das Flusstal, bis die Straße schließlich nur noch steile Tal Wände erklimmt, die von Wasserfällen und Geröll gesäumt sind. Es werden gewaltige Summen investiert, um diesen Highway frei zu halten. Dieser erreicht die Passhöhe auf 563 m, höchstgelegenster Punkt den es auf der Südinsel zu überqueren gab.

Etwas Sorgen hatte ich mir schon um Rocky gemacht, denn bis zum Aussichtspunkt war ich kaum schneller als 15-20 km/h und hatte mir schon überlegt zu schieben :-) 
Auf der anderen Seite, geht es dann natürlich nicht weniger schwierig wieder hinunter, vorbei an der Grenze des Mt. Aspiring National Park, entlang einer der schönsten Scenic Routen die ich in Neuseeland gefahren bin. Lake Wanaka auf der einen Seite, Lake Hawea auf der anderen Seite, im Hintergrund Schneebedeckte Berge. Oh Hallo, Otago !