Golden Bay

Heute muss ich zugeben, habe ich mir zuviel vorgenommen für den Tag. Über 130 km Strecke die ich, am nächsten Tag wieder zurückfahren muss. Ist ja nicht so wie in Deutschland, denn in Neuseeland benötigt man gut und gerne mal 2 bis 3 Stunden dafür. Hinter Motueka windet sich der Highway, in schwindelerregenden Kurven den Takaka Hill hinauf, vorbei an Aussichtspunkten, die einen Blick über die Tasman Bay und den Abel Tasman Nationalpark gewähren. Mit gerade einmal 30-50 km/h auch wieder keine leichte Aufgabe für Rocky. Der Takaka Hill (791m) trennt die Tasman Bay von der Golden Bay. Danach führt die Strecke hinunter nach Takaka.

Doch unterwegs mache ich noch einen wichtigen Stopp. Zwischen dem Abel Tasman- und Kahurangi National Park liegt das Canaan Downs Scenic Reserve, das am Ende einer 11 km langen Schotterstraße liegt. Das Gebiet erlangte Berühmtheit als Filmkulisse für die Trilogien ¨Herr der Ringe¨ und für ¨Der Hobbit¨. Doch das hervorstechende Merkmal dieser Landschaft ist das Harwood´s Hole. Eine der größten Einsturztrichter im Karst, des Landes. Die Höhle ist insgesamt 357 m tief und 70 m breit. An der Oberkante beginnt ein 176 m tiefer, senkrecht abfallender Höhlenschacht. Vom Parkplatz aus, sind es durch den Wald und unglaubliche Täler, gute 30 Minuten zu Fuß dorthin. Vom Harwood Hole Lookout, der mit tollen Felsformationen beeindruckt, hat man dann einen Blick der mich nur staunen lässt. Hatte ich auf der Nordinsel mehr das Gefühl, durch Auenland, gut und zwischendrin durch Morder zu spazieren, ist hier die komplette Mittelerde Experience angesagt. Also hier könnten wirklich jeden Moment Aragorn, Legolas, Gimli oder Bilbo mit den Zwergen um die Ecke kommen. Ich möchte nicht übertreiben, das ich die Landschaft, so einfach Sie zu erkennen ist, vom Gefühl her, fast mit Hobbiton gleichsetzen muss.

Die letzte große Ortschaft an der Golden Bay ist dann Takaka. Obwohl hier die meisten Yogahosen, Dreadlocks und Leute mit Alternativ-Touch zu finden sind, ist es eine ordentliche Siedlung. Lauter schicke Läden, Cafés und eine schöne Kirche. Also wer zuhause nicht schon ein Batik-Tanktop hat, bekommt hier eines. Jede Menge ¨Hippies¨ springen durch die Gegend und irgendwie fühlt man sich nicht wie in Neuseeland.

Weitere Sehenswürdigkeiten bzw. Abenteuer gibt es im Umkreis, die gut in meinen heutigen Tag passen. Das Grove Scenic Reserve, rund zehn Fahrminuten von Takaka entfernt, ist ein verrücktes Kalksteinlabyrinth. Das von alten Rata-Bäumen durchzogen ist und einen schönen Aussichtspunkt enthält. Gleich kurz davor gab es nochmal so ein Labyrinth Rocks, das irgendwie etwas unheimlicher oder mit den ganzen Spielzeugen auch surreal wirkte. Vielleicht auch lustig, so genau kann ich mich da gar nicht entscheiden.

Den größten Blickfang in der Gegend, sind die Phytokarst-Formationen der Rawhiti Cave, nochmal 15 min. mit dem Auto weiter. Vom Parkplatz aus geht es erst entlang eines Flussbettes, bis es dann nur noch Berg auf geht. Immer weiter und noch weiter über 30 Minuten, eigentlich kurz vor dem Moment an dem man sagt, also jetzt kann ich nicht mehr, steht man dann endlich davor. Doch dann verschlägt es einem glatt die Sprache, sollte man überhaupt noch Luft dazu haben. Mit Stalaktiten, so weit das Auge reicht, sieht die Cave aus, wie ein großer geöffneter Mund, der einen komplett verschlucken könnte. Über eine angelegte Aussichtsplattform geht es dann sogar etwas hinein in den ¨Schlund¨ :-)

Auf dem Rückweg besuche ich hier in Takaka dazu die Te Waikoropupu Springs. Die kurz ¨Pupu¨ genannt werden, sind die größten Süßwasserquellen in Australasien und angeblich die reinsten der Welt. Rund 14 000 l Wasser strömen pro Sekunde durch unterirdische Öffnungen und das Wasser ist klarer als ich es jemals gesehen habe. Von einem Wanderweg aus darf alles beobachtet werden. Schwimmen, geschweige denn auch nur irgendwie das Wasser zu berühren ist absolut verboten. Denn das Wasser ist heilig und wird später, außerdem für die Trinkwasserversorgung verwendet.

Ein Erlebnis hab ich noch hier, bevor ich die Golden Bay wieder verlasse, auf dem Hinweg kam ich leider 5 Minuten zu spät. Eigentlich gleich bei der Einfahrt zum Canaan Down Reserve, liegt noch die Ngarua Cave. Eine Tropfsteinhöhle im Karstgestein, in der unzählige unterirdische Schätze zu sehen sind, darunter auch Dinosaurier Knochen. In die Höhle kommt man aber nur im Rahmen einer Führung, die eine sehr crayz und total überzeugende Führerin mit uns macht. Die immer wieder lauthals zu Lachen beginnt, ich zwar nicht verstehe wieso, aber schön das jemand Spaß an seinem Beruf hat :-D


Zurück an der Oberfläche begeistert einen wieder die grüne Landschaft mit den schwarzen Steinformationen. Mittelerde Experience, beschreibt auch so die Aufschrift auf dem Schild.

Hab ja geschrieben, zuviel habe ich dieses mal in 2 Tage gepackt. Weiß gar nicht was ich heute für ein Tempo vorlege, aber wenn ich mir vornehme, am Abend will ich an einem bestimmten Ort ankommen, dann will ich das auch. Daher sich so viele Abenteuer hier bieten, die doch Zeitaufwendiger waren als gedacht, hätte ich doch eventuell eine Nacht woanders als Zwischenstopp verbringen können.
Doch das entlege Collingwood, das die letzte Ortschaft in diesem Teil des Landes ist, hatte dafür nichts anzubieten. Viel lieber habe ich dann den Abend und nächsten Morgen am Cape Farewell genossen...