Picton - Südinsel Neuseeland

Was für eine Nacht, nachdem die Fähre wegen jeder Menge Winde und Regen noch etwas aufs anlegen warten muss, zieht sich natürlich die Fahrt bis 2 Uhr morgens hin. Was die Unternehmen momentan überhaupt leisten, lese ich erst später bei Facebook. Denn nach dem Erdbeben sind Zufahrtswege, sämtliche Kommunikation, Benzinleitungen und Sanitären Einrichtungen in beide Häfen zerstört. Nur per externer PCs mit Emails und SMS, sowie mit Dixi Klos ausgestattet, versuchen die Mitarbeiter den Betrieb aufrechtzuerhalten.
Eigentlich sah alles gar nicht so schlimm aus in der Nacht, ließe sich ganz normal auf- und abfahren. Doch die weiteren Fähren wurden dann bis zum Wochenende hin, schon wieder gecancelt. Erst im Laufe des nächsten Tages, hören so langsam die Nachbeben auf. Eine ziemlich ungewöhnliche Tektonische Verschiebung die nur alle 300 Jahre so stattfindet, hat das momentane Chaos ausgelöst.

Mein Stellplatz für die Nacht, ist das Industriegebiet von Picton. Einfach das Auto dort irgendwo abgestellt, das Bett aufgebaut und versucht zu schlafen. Ganz legal war das glaube ich nicht, aber wo sollte ich auch noch hin. Gut das ich Tags zuvor nochmal geduscht und auf der Fähre gut gegessen hab. Das Unwetter in der Nacht, mit den Beben dazu, hat mir leider nicht viel Schlaf gebracht.

Den ersten Tag in Picton verbringe ich darauf, wie auch am Anfang in Auckland, erstmal meine Reiseroute festzulegen und die nächsten Tage zu planen. Am Nachmittag suche ich mir für 3 weitere Nächte in Picton einen Holiday Park. Den Waikawa Parklands Marina, den ich hier mal löblich erwähnen muss. Mit einem unglaublich netten Besitzer, der sich sehr um einen sorgt, oft nachfragt ob alles in Ordnung ist, wie der Tag war und mir dann für Donnerstag eine Tour zu den Queen Charlotte Sounds bucht. Noch besser kann die Südinsel doch gar nicht starten. Doch lasst mich nicht vergessen zu erwähnen, das Richtung Wochenende die Temperaturen wieder steigen und die Sonne scheint.

Picton ist ein nettes kleines Städtchen, mit allem was man für den Anfang braucht, Cafés, Restaurants, Supermarkt, Tankstelle und Bankautomat. Viel unternehmen lässt sich in Picton nicht, den die meisten Aktivitäten liegen in den Marlborough Sounds. Die will ich mir natürlich als erstes ansehen. Gleich vom Campingplatz aus, gibt es für den nächsten Morgen, meine erste Wanderstrecke, den Snout Track (2,5 Stunden Hin- und Zurück), am Bergrücken sowie der Küste entlang, mit tollen Ausblicken auf den Queen Charlotte Sound.

Nachdem ich mich bei der Rückkehr schon tierisch auf mein Rührei freue, geht es danach in die Stadt. Kleine Sightseeing Tour, Café mit Blick auf den Hafen, einkaufen und zum Abschluss des Tages, nochmal ein kleinen Lookout besuchen. Der meist empfohlene Tirohanga Track, führt in 20 Minuten hinter der Stadt, auf einen Hügel hinauf, mit einem schönen Blick über Picton, den Hafen und dessen Start zur Cook Strait. So lasse ich gerne den Tag ausklingen und fühle mich für den nächsten Tag vorbereitet.

Am Yachthafen erwartet mich der ¨Beachcomber Fun Cruise¨ Bootstouren Anbieter. Heute werde ich einen Teil des Great Walks vom Queen Charlotte Track laufen. Der eigentlich komplett von der Ship Cove bis nach Anikawa 71 km, in 3-4 Tagen zu bewältigen ist. Um einen dieser Great Walks zu machen sollte man aber weit im Voraus, sich dafür anmelden und natürlich die Unterkunftshütten gebucht haben. Was für meines spontanes Reisen, nicht so einfach ist. Ich muss aber auch zugeben, das mir Tagesmärsche reichen um danach wieder brav, zu meinem Rocky zurückzukehren. Denn sonst müsste ich ja alles was ich derzeit dort gelagert habe, inkl. Wasserkanister und Kochutensilien, mit mir schleppen. Der Cruise & Walk, bietet sich also für mich als beste Tour an.

Die erste Fähre bringt mich nach Motuara Island, eine kleine Insel am Rande der Queen Charlotte Sounds und schon wieder in Sichtweite zur Nordinsel. Hier leben eine Vielzahl von unterschiedlichen Vogelarten, die in einem 20 minütigen Weg zum Summit, zu entdecken sind. Gleich morgens sehe ich den ersten freilebenden Kiwi in Neuseeland, der aber so schnell davon hüpft, das es für kein Foto reicht. Weitere Vogelarten und ein kleiner blauer Pinguin, machen dann den Start in den Tag, schon mal perfekt.
Mit der nächste Fähre, dann endlich zum eigentlichen Startpunkt, zur Ship Cove. Hier steht auch ein Denkmal zur Erinnerung an Kapitän James Cook. Der um 1830 mit seiner Endeavour Crew hier angelegt hat und den Treaty of Witangi mitbrachte.

Auf dem Schiff treffe ich ein deutsches Pärchen Benny und Jenny, die an einer geführten Tour teilnehmen, der ich mich kurzerhand einfach gerne anschließe. Erstmal geht es natürlich steil hinauf über den Bergrücken, bevor es wieder zur Resolution Bay hinab geht, an der unser erster Stopp stattfindet. Unterwegs sind schon einige Challenges zu bewältigen. Nachdem es in den letzten Tagen jede Menge geregnet hat, plus zusätzlich das Erdbeben, sind einige Teile des Weges sehr matschig oder von Geröll bedeckt. Ab und zu, muss man auch mal, unter einem Baum kriechen oder durch Wasserbäche waten. Doch das löst auch jede Menge gute Laune in der Gruppe aus, den nur wer dabei sauber bleibt, bekommt Beifall.
Bevor der Weg dann endgültig zu unserem heutigen Ziel, entlang des Endeavour Inlet, der Furneaux Lodge führt, ist auch noch Mittagessen angesagt. Belegte Sandwiches, Obst und warmer Tee schmecken hier oben echt am besten.

Wir bewältigen die 14,5 km in 4,5 Stunden, mal wieder mit der Minimalzeit. An der Furneaux Lodge kommen, natürlich mehr im Sommer, jede Menge Menschen an. Ein sehr schönes altes hergerichtetes Ferien-Dorf, vielleicht hätte ich mir das mit dem Übernachten doch überlegen sollen. Ich freue mich auf Kaffee und Kuchen, für den Nachmittag. Doch ersteres will ich nicht mal Kaffee, Cappuccino wie ich ihn bestellt habe nennen, zweiteres gibt es nicht mal. Die Angebotenen Essen, die dann die Guides verdrücken, sehen aber gar nicht so schlecht aus. Nach dem langen Tag bin ich dann aber froh, das die Fähre mich wieder zurück ¨nach Hause¨ bringt. Eine Dusche und mein bequemes Bett wartet.

Für jeden ist Picton entweder Start- oder Endpunkt auf der Südinsel. Vielleicht nicht unbedingt gleich 3 Wanderungen, wie ich Sie gemacht habe, aber zumindest einen davon, empfehle ich sehr. Weitere Traumhafte Bilder von den Outer Sounds, kann man dann noch entlang des Queen Charlotte Drive, Richtung Havelock schießen. So bin ich, nach den letzten aufregenden Tagen, sehr gut mit der Südinsel gestartet. Freue mich auch einfach darauf, wieder unterwegs zu sein.