Ninety Mile Beach

Etwas aufraffen muss man sich schon um Cape Reinga wieder zu verlassen. Viel zu schön um Wahr zu sein. Der Wind bläst einem um die Ohren und trägt dich sicher auch davon, wenn es sein muss. Schließlich wird heute noch eine lange Strecke zurückgelegt, um Richtung Auckland zurückzukommen. Dieses mal aber entlang der Westküste. Hier befindet sich der Ninety Mile Beach (¨90 Kilometer Beach¨, wäre aber korrekter...) ein endloser Strand mit hohen Sanddünen, bis nach Ahipara. Das tollste daran ist, man kann mit dem Auto hin- und entlang des Meeres (Tasmansee) fahren. Natürlich sollte man ein bisschen selbst einschätzen wie weit das mit dem Auto geht. Also mit einem Camper oder noch größerem Gefährt würde ich das nicht machen. Aber an der Einfahrt wartet auch schon ein Bagger der dich im Notfall wieder herauszieht. Günstig wird das sicher nicht. Heute ist das Wetter nasskalt und daher keine Gefahr mit meinem Subaru einzusacken. Das ist schon echt spaßig.


Das größere Erlebnis sind aber die 7km² großen Te Paki Sanddünen. Ein großer Teil des Gebietes rund um Cape Reinga ist Teil des Te Paki Recreation Reserve. Es ist öffentlich zugänglich, auch wenn man vom Parkplatz aus, durch einen kleinen Bach waten muss. Aber um durch Sand zu laufen braucht man sowieso keine Schuhe. Wer seine noch nicht im Auto gelassen hat, der hat spätestens jetzt keine mehr an. Wenn man den ersten Aufstieg geschafft hat, sieht man nur noch Sand so weit das Auge reicht. Für was sich die steilen Hänge natürlich am besten eignen, ist Sand- bzw. Body Boarding. Natürlich gibt es auch gleich einen Händler um die Ecke der für mindestens 10 $ dir eins leiht oder man fragt einfach nett andere ob man ihres, das meist Grundausstattung in einem guten Campervan ist, haben kann. Das tollste daran ist sicher das runterfahren, wenn man Kopfüber die Sanddüne hinuntersaust. Je nachdem wie fit man ist, wieder hochzuklettern um so öfter kann man runter. Mehr als zweimal schaffe ich nicht. Was für ein Erlebnis und das noch für umsonst.


Weiter der Westküste entlang verlässt man den Hohen Norden und erreicht Opononi & Omapere. Diese ruhigen Siedlungen in der Nähe der Südspitze des Hokianga Harbour gehen direkt ineinander über. Von hier aus kann man nochmal einen Blick zurück auf die riesigen Sandünen am North Head werfen oder auf der anderen Seite einen spektakulären Blick auf den Hafen.

Die ganze Strecke bis zurück schaffen wir natürlich nicht. Müssen wir ja auch nicht. Der 110 km langen Küstenstreifen wird, von ein paar Flüssen und der ein oder anderen Klippe einmal abgesehen, von nichts unterbrochen, ist somit absolut unerschlossen. Der Hauptgrund für unseren Besuch in der Gegend ist der Waipoua Forest. Einer der erstaunenswertesten Kauri Wälder und großes Naturheiligtum in Neuseeland. Hier stehen ganz schöne Riesen herum. Ein Kauri kann 60 m hoch werden und ein Stamm mit einem Durchmesser von bis zu 15 m haben. 1952 wurde dieser Wald unter Naturschutz gestellt, er ist der größte Überbleibsel der einstigen Kauri Bestände. Die Straße durch den Wald ist 18 km lang und auf dem Weg liegen natürlich einige Kauris die es lohnt zu besichtigen. Der ¨Tane Mahuta¨ nahe dem nördlichen Ende des Parks, wurde benannt nach dem Waldgott der Maori. Mit 51,1 m Höhe, einem Umfang von 13,8 m und einer Holzmasse von 244,5 m³ ist er der größte lebende Kauri und sage und schreibe bis zu 2000 Jahre alt. Den muss man aber auch erstmal irgendwie aufs Bild bekommen. Anfassen ist leider aber nicht :-)

Keine 2 km weiter gibt es einen kleinen Kauri-Walk-Parkplatz. Ganz viel Wert wird auch darauf gelegt, sich vor und nach dem betreten des Waldes die Schuhe zu säubern. So bleibt der Kauri-Wald frei von allen anderen Schadstoffen. Eine 20-minütige Wanderung zum Te Matua Ngahere (¨Vater des Waldes¨). Von mir auch dicker Papa, genannt. Er ist zwar kleiner mit seinen 30 m als der Tane Mahuta, aber mit einem beträchtlichen Umfang von 16,4 m der dickste lebende Kauri. Unterwegs passiert man die Four Sisters, einen Hain mit vier hoch aufragenden Bäumen, die an ihrem Stamm zusammen gewachsen sind. Wer möchte kann auch noch den ¨Yakas¨ besichtigen, den siebtgrößten Kauri. Aber wer will das schon.

Zeit ist eher ein Schlafplatz für die Nacht zu finden. Da liegt es am nähsten einfach hier im Wald zu übernachten, am Waipoua Forest Campground. Bei unserer Ankunft war fast noch niemand da und eingecheckt wird auch nur per ¨Briefpost¨. Da kann man falls man ¨aus versehen¨ nicht genug Bargeld dabei hat. Auch für etwas weniger übernachten. Bisschen Überzeugungsarbeit und gut zureden an den Förster macht alles wett. Das ist aber auch die erste Nacht in der es etwas frischer im Auto wurde und dazu geregnet hat. Ein heißen Kaffee oder Tee am morgen bringt einen dann schon in Schwung.

Nochmal 250 km und fast 4 Stunden sind es zu fahren, bis zurück nach Auckland. Nun kann ich sagen, das ich mich so langsam eingegroovt habe. Da blieb Zeit nochmal¨ Sidines¨ aufzusuchen, das Auto checken zu lassen, sowie eine größere Matratze zu besorgen und das ein oder andere fehlende Camping Equipment. Um dann abschließend die Nacht am Ende der Westküste, in Piha zu verbringen. Piha Beach ist ein absoluter Surf Spot, die Wellen sind unglaublich. Aber auch gefährlich mit der wilden Brandung und der Unterströmung. Selbst wenn man zu nah am Wasser steht und nur Fotos machen will, kann einen überraschend eine Welle erwischen.  Das ist vielleicht aber auch Michael Live :-D
Am beeindruckendsten ist für mich hier aber der schroffe Strand mit dem schwarzen Quarzsand. Wo bekommt man den sowas noch zu sehen?
In der Nähe der Strand Mitte steht der Lion Rock. Der Fels ist eigentlich der ausgewaschene Kern eines Vulkans. Ein Pfad am südlichen Ende des Strandes führt zu einem großartigen Aussichtspunkt, von dem man aus den Strand in beide Richtungen überblicken kann.
Die Mähne des Lion Rock soll in der Abendsonne golden glänzen, daher der Name also. Viel spektakulärer geht nicht um den Sonnenuntergang zu genießen und das Ende der 1. Woche. An die 1400 km gefahren und da waren schon sehr viele Abenteuer dabei. So kann es weitergehen.