Mt. Sunday

Das nächste Ziel das wir ansteuern, war eines der ersten Überhaupt das ich in die Karte auf der Südinsel eingetragen hatte. Vielleicht sogar eines der ersten das auf der Neuseeland Must-Do-Liste eingetragen wurde.

Von Geraldine folgen wir der SH72. Die Inland Scenic Route führt entlang der Southern Alps und überquert dabei den Rangitata- sowie Rakaia River. Wir nehmen die erste Abzweigung, bei der kleinen Siedlung Mt. Somers. Hier entfaltet sich die volle Pracht Canterburys und des MacKenzie-Beckens. Eine unberührte, mit Sträuchern bewachsene Ebene, die von uralten Gletschern geformt wurde. Benannt wurde Sie nach dem legendären James McKenzie, der in den 1850er-Jahren gestohlene Schafherden in die völlig menschenleere Gegend trieb. Als er 1855 schließlich gefasst wurde, erkannten andere Siedler das Potenzial der kargen Gegend als Weideland und gründeten hier Schaffarmen. Der Regisseur Sir Peter Jackson nutzte die raue und ungezähmte Landschaft als Kulisse für seine Herr der Ringe Triologie.
Jetzt wisst ihr also, wieso ich unbedingt hier her wollte, auch wenn es wiedermal etwas verrückt und auch anspruchsvoll ist. Neuseeland und Schotterstraßen das gehört aber einfach zusammen. Viele dieser Straßen haben vor den Dreharbeiten auch noch gar nicht existiert und wurden damals von Armee sowie der Filmcrew speziell angelegt, was heute erleichtert das man selbst abgelegenste Regionen mit einem normalen Auto erreichen kann, damit auch den Tourismus fördert. Mir gefällt das dabei die Natur weitestgehend unberührt bleibt, denn Strecken wurden nicht begradigt und einfach durchs Land gezogen sondern folgen den normalen Ausläufen, egal wie kurvig sowie uneben diese erscheinen mögen. Der erste Teil der Straße ist sogar noch geteert und reicht bis zum Lake Clearwater an dessen Campsite damals die Filmcrew auch ihr Lager aufgeschlagen hatte.

Ab hier passiert man dann quasi die Grenze zu Rohan und fährt über die Ebenen von Edoras. Mit Rocky fühlt es sich dieses mal fast schon so an wie Stockcar fahren und es macht Spaß leicht um die Kurven zu rutschen. Bis wir den Parkplatz von Mt. Sunday erreichen. Noch müssen wir ein Stück über privates Land wandern und unterwegs durch einige Flussläufe, doch dann stehen wir vor ihm, dem Berg auf dem die Hauptstadt und Festung Edoras von König Theoden stand.
Der Aufstieg ist noch einigermaßen einfach, doch auf dem Gipfel schlägt uns der Wind nur so entgegen, das wir uns für Fotos voll dagegen lehnen müssen. Ein tolles Gefühl, den gleichen Ausblick zu haben den auch Aragorn und Legolas im Film genießen, selbst bei dem Wetter. Ich freue mich dazu das selbst Alina, nicht einfach im Auto sitzen geblieben ist und gesagt hat - "Besichtige doch mal deine Herr der Ringe Location" - sondern sich mit zum Summit gekämpft hat. Sollten wir mal die Filme zusammen anschauen, werden wir beide diese mit ganz anderen Augen sehen und immer wieder sagen, da waren wir auch :-D

Kurz bevor die SH72 dann auf den SH73 trifft, den Great Alpine Highway, kommen wir wieder in ganz anderer Landschaft an. Rund um den Rakaia River liegt das ¨Rakaia Gorge¨ Valley. Eben noch am Fuße der südlichen Alpen, im Winter auch Neuseelands beliebtestes Skigebiet, jetzt mitten in einem grünen Tal durchzogen von dem reißenden Fluss - Was für ein Kontrastprogramm. Auf der anderen Seite der 1882 errichteten Rakaia Gorge Bridge, startet von einem Parkplatz, der Walkway entlang der Schlucht. Der Weg führt kurvenreich wie der Fluss, durch eine Wald- und Wiesenlandschaft und bietet immer wieder spektakuläre Lookouts auf das Tal. Während er langsam über die Schlucht steigt, die allmählich enger und immer spannender wird mit ihren nahezu senkrechten Felsen, endet der Walkway für uns am höchsten Aussichtspunkt, mit Blick zurück auf den schneebeckten Mt. Hutt.

Noch müssen wir ein Stück Strecke zurücklegen um unser Camp am Lake Pearson zu erreichen. Vor dem verlassen der Canterbury Plains, entlang des malerischen Great Alpine Highway, führt die Straße durch die kleine Ortschaft Springfield. Zwei bemerkenswerte Denkmäler zeichnet die Ortschaft aus. Das erste ist nicht wirklich erwähnenswert, ohne Geschichte dazu zu erzählen. Das zweite Monument ist ein riesiger Donut mit rosa Zuckerguss, ursprünglich eine Reklame für "Die Simpsons - Der Film", die inzwischen aber zu einer Dauerinstallation geworden ist. Einziges Manko das ich erwähnen möchte ist, das die Neuseeländer nicht gerade gut in Vermarktung sind, denn was würde man dort am angrenzenden Café erwarten, frische Donuts :-) Aufgetankt haben wir hier noch und weil das Wetter für die Nacht nicht gut werden sollte, uns beeilt am Nachtlager zu sein, bevor es regnet.

Morgen geht es dann endgültig zum allerletzten Abenteuer, zumindest hier im Inland. Was ich mir immer noch nicht vorstellen kann ist, wie ich mich bei dem Sommerwetter wieder auf Winter einstellen soll. Denn mit Nachrichten von Zuhause, werde ich mit Weihnachtsplätzchen und Bildern vom Weihnachtsmarkt schon gelockt.