Aoraki / Mount Cook

Am nächsten Tag passieren wir dann endlich die Grenze zu Canterbury. Neuseelands flächenmäßig größte Region des Landes. Ebenso aber auch eine der trockensten, weil die feuchten Westwinde von der Tasmannsee ihre Wolken an der Westküste abregnen lassen. Wieso muss die Beschreibung des Reiseführers auch immer stimmen :-)

Unser erster Stopp ist Twizel, ein kleiner Ort hinter dem Lake Ben Ohau. Restaurants, Benzin und Lebensmittel sind hier deutlich günstiger als im Mt. Cook Village. Also eigentlich nur ein kurzer Halt um Verpflegung für die nächsten Tage zu besorgen. Als Herr der Ringe Fan, nehmen wir auf dem Weg nach Pukaki einen kleinen Umweg. Rund um den Lake und Ort Ben Ohau, entlang des Kanals, führt der ¨Pellenor Fields Scenic Drive¨.
Dort fand im Film, die entscheidende Schlacht, im letzten Teil (Die Rückkehr des Königs), zwischen dem Heer von Gondor und dessen Verbündeten gegen die Truppen von Sauron statt. Auf den Pellenor Feldern, vor den Toren von Minas Tirith und dem Fluss Anduin. Das ganze befindet sich auf Privaten Land und ist mit Rocky über eine Schotterstraße zu erreichen. Natürlich auch nur für hartgesottende Fans zu erkennen, doch sagen zu können, ich bin über die entscheidenden Schlachtfelder des Ringkrieges gefahren, ist doch auch etwas Wert.

Genauso wie vorhin beschrieben, habe ich es ja erlebt, schlechtes Wetter am Franz Josef und Fox Glacier. Jetzt sind wir aber auf der genau gegenüberliegenden Seite und der höchste Berg Neuseelands, der Mt. Cook mit 3724 m liegt vor uns. Da kann doch nicht mehr viel schief gehen.
An klaren Tagen wie heute, bietet sich ein wundervoller Blick über den tieftürkisblauen See des Lake Pukaki, auf den Aoraki/Mt. Cook und die umliegenden Gipfel. Am Abend bei Sonnenuntergang, auf dem Rückweg, finde ich die Farbe des Sees noch viel intensiver und faszinierender. Diesen Anblick von Peters Lookout, mit den schneebedeckten Bergen im Hintergrund, davon werde ich immer wieder schwärmen und sicher niemals vergessen.

Der spektakuläre 700 km² große Aoraki/Mt. Cook National Park ist seit 1990 mit den Nationalparks Fiordland, Mt. Aspiring und Westland Teil der Southwest New Zealand Heritage Area. Mehr als ein drittel ist dauerhaft von Schnee und Gletschereis bedeckt. Von den 23 Dreitausendern Neuseelands liegen 19 in diesem Park. Der höchste ist wie schon erwähnt der mächtige Aoraki/Mt. Cook. Die Maori haben ihn nach der Gottheit Aoraki (der die Wolken durchbohrt) benannt, seinen englischen Namen bekam er 1851 zu Ehren seines Entdeckers James Cook. Das Gebiet war immer Ziel von Bergsteigern. 1948 wählte Sir Edmund Hillary den südlichen Grat als Route und wurde später der erste Mensch auf dem Mt. Everest. Einer der Gründe wieso die Neuseeländer hier das Gleichnamige Sir Edmund Hillary Center mit anschließendem Hermitage Hotel errichtet haben. Denn seither ist der Berg auch über die gefährlichsten Strecken erklommen worden. Am Ende unserer Wanderung besuchen wir das multimediale Museum, in dem es neben Erinnerungsstücken und Exponaten zum Bergsteigen, ein digitales Planetarium (mit vier verschiedenen Vorführungen) sowie ein Kino mit 3D-Filmen gibt. Darunter Mt. Cook Magic, Dark Sky und die Entstehung von Black Holes. Schwer ist es dabei wach zu bleiben, wenn man von der Kälte ins Warme kommt :-D
  
Vom White Horse Hill Campsite gibt es die vielleicht schönste Tageswanderung hier im Nationalpark. Sie führt das Hooker Valley hinauf, über drei Hängebrücken zum Stocking Stream und der Zunge des Hooker Glacier.
Unterwegs passieren wir den Mueller Lookout auf den Mueller Lake, doch ganz klar dominiert der Aoraki/Mt. Cook nach Überquerung der letzen Hängebrücke. Das Ziel ist dann der Hooker Lake an dem tolle Fotos und unser Vesper wartet.
Die Gletscher Aussicht unterwegs, begeistern mich mehr als am Franz Josef und Fox Village. Gut vielleicht auch wegen des etwas besseren Wetters, aber sind sie hier auch größer, ausgeprägter und man kommt näher an Sie heran.

Wir haben danach genug Zeit und schauen uns auch noch den Tasman Glacier an. Mit 27 km Länge und bis zu 3 km Breite ist er der größte Gletscher Neuseelands. Er geht aber genauso schnell zurück wie seine Kollegen auf der anderen Seite und verliert jedes Jahr mehrere hundert Meter an Länge.
Über die Tasman Valley Rd., die von der Mt. Cook Rd. abzweigt, gibt es einen Parkplatz am Unterstand Blue Lakes Shelter. Der Tasman Glacier View Track (hin & zurück 40 Min.) zu einem Aussichtspunkt auf der Muräne, passiert unterwegs auch einige ¨Blue Lakes¨. Die in der heutigen Jahreszeit und Aufgrund des vielen Regens in den letzten Tagen, eher grün sind :-(

Am angrenzenden Tasman Lake sehen wir auch einige Eisberge im See schwimmen. Nochmal die volle Pracht von Neuseeland. So langsam muss ich davon aber Abschied nehmen. Denn unser Nachtlager schlagen wir, nach dem Museum, zurück am Lake Pukaki Freedom Campsite auf.

Fährt man den SH8 dann weiter, kommt man zum Lake Tekapo. Von diesem kleinen Ort am gleichnamigen See, hat man nochmal einen unverstellten Blick über das türkis blaue Wasser, auf sanfte Hügel und schneebedeckte Berge.

Als das MacKenzie-Becken von den Gletschern planiert wurde, blieb der Mt. John (1029 m) als eine Insel aus festem Felsgestein, inmitten des Eismeers stehen. Eine Straße führt zum Gipfel und Observatorium. Das zum internationalen Dark Sky Reserve gehört - von diesen Lichtschutzgebieten gibt es gerade einmal fünf weltweit. Wir entscheiden uns aber für den angelegten Wanderrundweg, hin und zurück in 2 Stunden. Der Aufstieg ist anstrengend, am Summit bläst einem der Wind nur so um die Ohren, doch wie immer war er alle Mühe Wert.
Die Blaue Weite des Lake Tekapo lässt sich von hier noch besser überblicken. Die leuchtende türkis blaue Farbe, ist auf das Sediment im Wasser zurückzuführen. Dieses Gesteinsmehl entstand, als das Becken des See´s von Gletschern mit Steinen an der Unterseite ausgehöhlt wurde, die über die Erdoberfläche wanderten. Dabei wurden durch die Reibung von Stein auf Stein feine Partikel abgeschmirgelt, die sich schließlich mit dem Schmelzwasser des Gletschers vermischten. Dieses Sediment gibt dem Wasser ein milchiges aussehen und bricht das Licht der Sonnenstrahlen, wodurch die leuchtende Farbe entsteht. Dieses Merkmal teilen sämtliche Seen in der Region, Lake Pukaki, Hooker Lake usw.

Die Routenplanung ist damit auch weiterhin ein voller Erfolg und bietet pure Abwechslung. Denn jetzt geht es wieder zurück an die Küste.

Ein Road Stopp an der Three Creek Trading, zeigt dazu die Verrücktheit der Neuseeländer an Autos und Vintage. Hier nach Amerikanischer Art, was zusätzliche Entdeckungen bietet und die Kamera mit Fotos füllt. Gut das die meisten Artikel zu groß sind und nicht auch noch die Reisekasse gesprengt wird.