Wanaka

In Neuseeland gibt es viele Möglichkeiten zu reisen, mit gekauftem oder gemieteten Auto, Van bzw. Camper. Die andere ist mit Bussen, oder sogar per Zug, Strecken zurück zu legen. Die Umrundung mit dem Fahrrad natürlich, doch eine der verrücktesten ist per Anhalter zu fahren, was hier "Hitchhiken" heißt. Einige Male habe ich schon jemand am Straßenrand stehen sehen, doch waren Sie bisher immer mindestens zu zweit. Dieses mal steht ein junges voll bepacktes Mädchen dort, ich habe noch ein Platz frei, also wieso nicht. Eine Erfahrung die mir immerhin noch fehlt. Lucy, 18 aus Neuseeland, was für ein total verrücktes offenes Mädel, so lerne ich wenigstens auch mal diese Seite kennen. Wieso reist Sie allein, ist das normal für junge Neuseeländer, wo kommt sie her, wie ist das mit der Schule und hat sie denn keine Angst? Wie weit will Sie denn mitreisen, kann ich Sie wirklich alleine irgendwo ¨in der Pampa¨ aussetzen? Muss ich mir darüber Gedanken und Sorgen machen? Ich hoffe mal nicht.

Einen Zwischenstopp an den Blue Pools unterwegs vereinbaren wir noch. Nördlich vom Highway startet der Walk durch den Wald, mit einer Hängebrücke über den Makarora River. Bis man die unglaublichen, kristallklaren Blue Pools, eine ganze Serie von Wasserbecken, die über Jahrhunderte hier aus dem Stein gewaschen wurden, erreicht. Das Gletscherwasser gibt den Blick bis zu dem Boden frei und lädt förmlich zu einem Bad ein, wenn ich nur alleine hier wäre.
Genauso faszinierend sind die Menge von ¨Steinmännchen¨, aufgestapelte Steine in Form kleiner Hügel oder Türmchen, die am Flussufer aufgebaut sind. Die sieht man in Neuseeland oft am Wegesrand ¨wachsen¨, indem Menschen immer wieder Steine stufenförmig aufeinander legen und solange Spitz nach Oben zulaufen lassen, bis auch das kleinste Steinchen am Ende untergebracht ist. Ursprünglich waren die Steinmännchen mal Wegmarkierung. Heute ist der Grund oft kulturell oder religös.

Mit einer Bilderbuch Kulisse aus Bergen und Seen, dazu einer unglaublichen Vielzahl an Möglichkeiten Abenteuer zu erleben, ist es kein Wunder, dass Wanaka und Queenstown ganz oben auf dem Plan vieler Neuseeland Reisender stehen. Wanaka wird als Queenstowns kleiner Schwester bezeichnet, etwas mehr Dorfatmosphäre, doch auch hier gibt es gute Restaurants, Bars, Pubs und dank des nahen Mt. Aspiring National Park, sogar mehr Wanderrouten. Der Ausblick von der Esplanade auf Lake Wanaka, mit den schneebedeckten Bergen im Hintergrund, für mich einer der schönster in ganz Neuseeland. 

Für jeden Reisenden und Hobbyfotograf, sollte auch ¨That Wanaka Tree¨ ein Begriff sein. Ein einsamer Baum der mitten im See steht und der Traumhaften Kulisse, bei Sonnen Auf- oder Untergang noch das dementsprechende i-Tüpfelchen aufsetzt. Es ist jetzt schon klar, das ich hier mehrere Tage in der Gegend verbringen werde.

Habe ich auf dem Weg nach Karamea noch mit mir gehadert und dann die schwierige Route doch durchgezogen, breche ich hier in Wanaka zum ersten mal meine Fahrt ab und drehe wieder um. Meine geplante Tagestour zum Rob Roy Glacier, der Gletscher, Wasserfälle, Hängebrücken und das schöne Matukituki Valley beinhaltet, ist nur über eine 30 km lange ¨Gravel Road¨ zu erreichen. Nicht das Rocky das schon gewöhnt wäre, doch die Furchen und Washouts sind dieses mal einfach zu tief, das wollte ich nicht riskieren. Gut das ich auf der Strecke, an noch zwei anderen Walking Tracks vorbeigefahren bin. Daimond Lake und Rocky Mountain Lookout, hören sich doch ganz gut an. Der Blick über den See ist schnell erreicht, bis zum Summit des Rocky Mountain, brauche ich dann aber über 1 Stunde.

Unterwegs muss ich einigemale etwas klettern und weiß woher der Berg, wohl seinen Namen hat. Doch der Blick auf Lake Wanaka und Richtung Mt. Aspiring National Park, entschädigt mal wieder für alles.

Nachdem ich mir für die Nacht ein schönen Campingplatz mit Lake View gesucht habe, genieße ich den Tag mit einem Café an der Esplanade, Einkaufen und Essen kochen. Vom Mt. Iron, der in 30 Minuten zu erklimmen ist, werfe ich dann nochmal einen Blick von der anderen Seite auf Lake Wanaka, Lake Hawera und das Umland.

Morgen will ich dann noch höher hinaus um auf 1578 m, vom Mt. Roy Summit einen kompletten Blick, bis zurück zum Haast Pass zu haben. Veranschlagt sind 5 - 6 h für hin und zurück. Den Aufstieg bis zum ¨Hauptlookout¨ schaffe ich in 1,5 h. Zum ersten mal heißt es auch Schlange stehen, den jeder will hier das gleiche ¨geile¨ Bild und dafür hilft man sich sogar untereinander.
Bis zum endgültigen Summit sind es dann nochmal 20 Minuten. Hier feier ich mit meinem Vesper, Obst und Schokolade dann einen der Höhepunkt meiner Reise. Ab heute bin ich genau 3 Monate unterwegs, wie unglaublich was ich alles in der Zeit erlebt, erreicht, gemeistert und genießen durfte. Nichts ist wirklich schief gelaufen und alles was ich mir vorgenommen habe, habe ich bis hierhin geschafft. Natürlich auch ganz nach dem Motto, du kannst nicht alles machen :-)