Christchurch - 1. Teil

Dieses mal kann ich den Blog, nicht einfach so beginnen, fortlaufend, wie ich den letzten beendet habe. Schließlich laufen wir gerade, schick gekleidet durch Christchurch und suchen uns eine Partylocation. Dabei sollte man die Geschichte der Stadt, um das Gefühl welches wir hier gerade haben, zumindest kennen.

Nirgendwo in Neuseeland gehen Veränderungen und Neuerungen so schnell vonstatten, wie in dem von Erdbeben erschütterten Christchurch. Zu sehen, wie die zweitgrößte Stadt des Landes, wiederaufgebaut und wiederbelebt wird, ist interessant sowie bewundernswert zugleich. Doch auch etwas erschreckend, wie selbst fast 6 Jahre danach, immer noch Gebäude gesperrt sind, abgerissen werden und die Stadt einem Trümmerfeld gleicht. Wo sind all die Menschen hin, nachdem Sie alles verloren haben und wie unerschütterlich ist der Neuseeländer wirklich, um hier zu Leben?

Aus dem Lonely Planet:
Die Christchurch-Erdbeben und der seismische Albtraum begannen am 4. September 2010 um 4:35 Uhr morgens. Ein 40 Sekunden langes Erdbeben mit der Stärke 7,1 weckte die Einwohner äußerst unsanft und zerstörte viele ältere Gebäude im Zentrum. Das Epizentrum lag nur 40 km westlich der Stadt, im ländlichen Darfield, taten sich gewaltige Risse im Weideland auf. Weil das Beben so früh am Morgen passierte, als die meisten Leute noch zu Hause in ihren Betten lagen, gab es keine Todesopfer. Viele meinten damals, Christchurch sei noch einmal davongekommen.
22. Februar 2011, 12:51 Uhr, zur Mittagszeit war Christchurchs Zentrum voller Menschen auf Einkaufstour und Angestellte genossen ihre Mittagspause. Dieses mal hatte das Beben die Stärke 6,3 und sein Zentrum lag viel näher - nur 10 km südöstlich der Stadt und 5 km unter der Oberfläche. Das Erdbeben richtete deutlich mehr Schäden an, viele Leute wurden gewaltsam, fast waagerecht in die Luft geschleudert. Die maximale Bodenbeschleunigung (Peak Ground Acceleration) überstieg den Wert 1,8 und war damit doppelt so stark, wie die Erdanziehung. Als sich nach 24 traumatischen Sekunden der Staub legte, hatte sich Neuseelands zweitgrößte Stadt für immer verändert. Der hohe Turm der Christ Church Cathedral, ein Wahrzeichen der Stadt, lag in Trümmern, Mauern und Balkone waren auf die Einkaufsstraße gestürzt sowie zwei mehrstöckige Gebäude waren in sich zusammen gesackt. Von den insgesamt 185 Toten (aus 20 Nationen) waren alleine 115 im sechsstöckigen Canterbury-TV Gebäude zu beklagen, wo viele Schüler einer international Sprachschule ums Leben kamen. Der historische Hafen wurde schwer beschädigt, Straßen und Brücken waren zerstört, die Wohnvororte im Osten von Tonnen von Schlick, der aus dem Boden trat, überschwemmt worden. In den Monaten nach der Katastrophe schüttelten Hunderte von Nachbeben die traumatisierten Einwohner durch. Aber die Cantabrians zeigten Tapferkeit und Durchhaltevermögen. Aus dem ländlichen Kernland strömte die Army in die Stadt, über soziale Medien wurden 10 000 Studenten mobilisiert und diese Freiwilligenarmee wurde zu einem wichtigen Faktor beim Aufräumen der schwer getroffenen Vorstädte. Aufrichtige Hilfe und Unterstützung kam aus allen Teilen Neuseelands, sieben ausländische Staaten schickten speziell für Einsätze in Städten ausgebildete Such- und Rettungsteams. Die Folge dessen, was an einem warmen Sommertag im Februar 2011 geschah, werden länger als eine Generation spürbar bleiben. Ganze Straßen und Viertel mussten aufgegeben werden. Große Teile des Zentrums erinnern an einen riesigen Parkplatz. Die Pläne für den Wiederaufbau sehen vor, dass in den nächsten 20 Jahren Rund um den Fluss Avon, ein dichtes nicht hohes Zentrum mit Grünflächen, Parks und Radwegen entsteht. Man schätzt die Kosten für Wiederaufbau und Reparaturen auf 40 Mrd. NZ$. 

Mit den Worten unseres Free Walking Tour Guide, wird die Stadt am Ende, die wohl Modernste Hauptstadt der Welt sein.

Man kann das Gefühl also nicht so einfach beschreiben - es ist Ehrfurcht, Begeisterung und schockierend zugleich. Jeder für sich selbst, muss entscheiden, ob und wie er Christchurch entgegen tritt. Ich für meinen Teile, bringe ganz viel Respekt, den Bewohnern entgegen.

In der Nacht, erscheint uns die Stadt energiegeladen, im Übergang und Kreativ mit den Folgen umzugehen. Generell freuen sich die meisten Einheimischen, wenn Sie einfühlsame Besucher wieder in ihrer Stadt begrüßen können. Trotz allem Schmerz sind Sie auch die Ersten, die Zugeben, dass das ganze Geschehene und wie damit umgegangen wird faszinierend ist.

Kaum das Auto abgestellt und uns Richtung Zentrum aufgemacht, kommen wir am ¨Mama Hooch¨vorbei. Es dröhnt laute Musik nach draußen, die Leute sind gut drauf, getanzt wird auch, also rein mit uns. Das Café ist wirklich rammelvoll, DJ und Tanzfläche befinden sich gleich am Eingang - was bei ständiger Bewegung einfach nervig ist, so das wir die Location nach einem Getränk nochmal wechseln.

Eine sehr gute Entscheidung. Denn mit Empfehlungen aus dem Reiseführer, stellen wir uns an der Strange & Co Bar an. Schon in der Schlange, fühlt man sich gut aufgehoben und kommt leicht mit Neuseeländern ins Gespräch. Die uns letztenendes auch Unterstützen, überhaupt Eintritt zu erhalten. Wir kommen aus Deutschland, heißt wir sind wohl anständig, was kann ihnen besseres passieren, als das wir am Ende von der Nacht und Bar schwärmen.
Der ganze Gebäude-Komplex besteht nicht aus einer, sondern drei Bars, zusätzlich der Orleans und der Vespa Bar. Hier kann man sich wie bei uns, frei entscheiden, je nach Musikgeschmack, auf welcher Tanzfläche man sich bewegt. Immer wieder treffen wir die Neuseeländer aus der Schlange und man fühlt sich einfach Pudelwohl.

Ich finde den Start in meine letzten Tage damit einfach perfekt, erst mal bei Nacht sieht eine Stadt sowieso immer anders aus, selbst wenn es das gebeutelte Christchurch ist.