Rückkehr nach Deutschland

Die Tränen die ich weine, sind natürlich nicht nur Tränen aus Traurigkeit. Wie es immer so ist, realisiert man das meiste, dann doch erst, wenn es wieder vorbei ist. Jeder von uns, gewöhnt sich an Abläufe, die man relativ schnell verinnerlicht. Wir sind nun mal Gewohnheitsmenschen, auch wenn es gerade zum Reisen gehört, aus diesen Auszubrechen.

Beim Abflug lasse ich nochmal alle Gedanken und Gefühle Revue passieren. Wie Recht waren doch die Sätze: Genieße es, Du kannst nicht alles schaffen, komm Heil zurück und bleibe Normal im Kopf.
Bin ich das Wirklich geblieben? Wenn man wie ich 4 Monate auf Reisen ist, dann stimmt auch der Satz, aus seinen Gewohnheiten ausbrechen, nicht ganz. Eher ist es, aus alltäglichen Regeln und Bestimmungen Zuhause, sich entfernen. Was bitte hab ich gerade, für einen schönen Abschnitt meines Lebens, hinter mir? Wie einfach war doch alles gewesen! Irgendwann muss leider alles mal Zu Ende gehen und ich sollte doch auch wieder zurück zur Normalität - Hatte es ja versprochen.

Also sind es auch Freuden Tränen. Zuhause sein, gerade an Weihnachten - heißt zurück zur Familie, Freunden, Arbeitskollegen, zum festen Wohnsitz, zur Arbeit und der inneren Sicherheit.

Mein erster Rückreise Abschnitt ist kurz (3 1/2 Stunden) denn es geht von Christchurch nach Sydney. Kurz vor erreichen der Flughöhe, schaue ich nochmal aus dem Fenster. Was mir bei schlechtem Wetter damals verwährt geblieben war, präsentiert sich heute in voller Pracht. Wir überfliegen die West Coast und damit den Franz Josef und Fox Glacier. Davor liegt der Mt Aoraki/Cook, alles bei strahlendem Sonnenschein. Noch einmal Schneebedeckte Gipfel sehen, bevor sich die Küste und Neuseeland dann in Wolken verabschiedet. Aotearoa (wie es die Maori nennen) - Das Land der langen weißen Wolke, liegt also endgültig hinter mir.

Um etwas dem Jetlag zu entgehen oder um ehrlich zu sein, weil die Tickets günstiger waren und meine Reisegesellschaft es so für mich gebucht hatte, habe ich nochmal ein Aufenthalt in Australien.

Schon der Blick beim Anflug auf Sydney Opera und Harbour Bridge bringen alle Erinnerung zurück. Ich habe mir extra auf der Opal Card Guthaben offen gelassen, damit ich die Öffentlichen Verkehrsmittel nutzen kann. Etwas komisch reagiert der Kontrolleur am Flughafen, bevor ich diesen verlasse. Ich habe nur 8 Stunden Aufenthalt und mein großes Gepäck ist bis München eingecheckt, hierfür reicht mir doch ein kleiner Rucksack. Ach nicht zu vergessen, musste ich mir natürlich extra nochmal ein Visum beantragen, was ich Online erledigt hatte und auch innerhalb von Sekunden sofort genehmigt wurde. Also stand ein Café Trinken an der Sydney Opera, Fish & Chips in Darling Harbour Essen sowie versenden letzter Postkarten, nichts mehr im Wege. Als ich hier vor über 3 Monaten ankam war alles neu, aufregend - jetzt war das Gefühl fast schon Gewohnheit. Einsteigen in die U-Bahn, Aussteigen am Circular Quay und Ziel gerecht direkt an Hafen. Was bleibt war der WOW-Effekt, selbst beim zweiten mal, ist der Ausblick immer noch unglaublich. Anders ist nur, das hier gerade Sommer und auch Urlaubszeit, also die Stadt dieses mal voll von Menschen. Das es mir fast schon zuviel ist, aber auch in Deutschland hetzt sicher gerade jeder durch die Stadt und versucht alles für Weihnachten zu besorgen. Wieso sollte das hier also anders sein? Mit Hin- und Rückfahrt inklusive früher am Flughafen sein zum Sicherheitscheck, hatte ich zwar nur 5 Stunden Zeit, hab diese aber nochmal voll genossen.

Sich die Füße vertreten tat auch gut, danach sitze ich schließlich, 15 Stunden bis Dubai (2 Stunden Aufenthalt dort) und nochmal 7 Stunden bis München, im Flieger. Essen, Entertainment und Schlaf in der Nacht sei Dank, das irgendwie dabei doch die Zeit vergeht.

Nachdem ich dann endlich wieder Deutschen Boden unter den Füßen habe, als ich das Flugzeug verlasse, fühlt sich die Luft frisch, aber erstmal garnicht kalt an. Die Passkontrolle verläuft relativ Unproblematisch und eine Gepäckkontrolle, wie bei Einreise in Australien damals, gibt es hier nicht. Zum Verzollen hatte ich ja auch nichts. Also bin ich schnell in der S-Bahn und anschließend im ICE, damit auf dem Weg nach Ulm. Ausgangspunkt war Ulm-Hauptbahnhof, dort will ich alleine meine Reise auch wieder Beenden. Das erste was mir Auffällt ist, hier sprechen plötzlich alle wieder Deutsch - Gut nicht wirklich, es ist Bayrisch. Fast muss ich loslachen bei dem Gedanken, was wäre wenn ich jetzt nachfragen würde: "What does he says?" Als wenn ich mit meinem großen Rucksack, nicht sowieso schon auffalle, jeder andere ist um die Uhrzeit, auf dem Weg zur Arbeit oder Schule.

Meine Mama hat sich aber extra frei genommen, als ich aus dem Zug Aussteige und ihr auf dem Bahnsteig entgegen komme, bleiben auch hier die Augen nicht trocken.

Hallo, ich bin zurück.

Der Bus fährt jetzt anders, die Baustellen rund um Bahnhof und Innenstadt sind endlich im vollen Gange, sowie ist hier Winter. Also ging das Leben auch in Ulm ganz normal weiter, das ich natürlich jetzt erstmal den Geschichten lauschen muss, was hier so passiert ist. Dank meiner Blogs kann ich einfach ankommen und sprudelt nicht sofort jedes Erlebte aus mir heraus, so das ich mich in die normalen Weihnachtsvorbereitungen stürzen kann.

Fürs erste sind die Aufregung auf Heilig Abend und das hier alles nach alter Gewohnheit verläuft, nur die Fortsetzung meines gesamten Reiseplanes. So war es von vorneherein klar gewesen, das meine Abenteuer hier Enden. Doch das Gefühl das man normalerweise bei Rückkehr aus dem Urlaub nach Hause hat, stellte sich noch nicht so wirklich ein...